Brasilia: Während die internationale Gemeinschaft den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ablehnt, zögert Präsident Jair Bolsonaro (PL) und seine Regierung gibt keine einheitliche Antwort. Dies hat verschieden Gründe.
Für David Magalhães, Koordinator des Observatoriums der extremen Rechten, ist einer der Faktoren, die diese Haltung erklären, die Spaltung innerhalb von Bolsonaros ideologischer Basis. Eine gemeinsames Dokument des Mercosur, was den russischen Angriff auf die Ukraine kritisiert, weigerte sich Bolsonaro zu unterzeichnen.
Ihm zufolge gibt es auf der einen Seite Gruppen, die von Organisationen inspiriert sind, die vor fast zehn Jahren in der Ukraine im Zusammenhang mit der antirussischen Reaktion entstanden sind. Als Beispiel führt er die radikale Aktivistin Sara Winter an, die Anschläge auf den STF (Oberster Gerichtshof) befohlen hat.
Auf der anderen Seite verteidigt Steve Bannon, ein Stratege von Donald Trumps Wahlkampagne 2016 und Bolsonaro nahestehend, den russischen Präsidenten Wladimir Putin als einen der wichtigsten Anführer einer Bewegung gegen moderne Institutionen.
Angesichts dieser Sackgasse, so Magalhães, bewegt sich Bolsonaro nicht: “Er war immer darauf bedacht, seine ideologische Basis glühen zu lassen. Deshalb ist es nicht gut, dass die Militanz zersplittert ist. Eine gewisse Neutralität bewahrt die ideologische Einheit, sie schafft keine Reibung”.
Daneben spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie die Tatsache, dass Bolsonaro gerade von einer Reise nach Russland zurückgekehrt ist, und die Interessen des Agrarexportsektors verteidigt.
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat das eher rechte Spektrum der brasilianischen Politik erschüttert, selbst innerhalb der Basis der Bolsonaristen. Warum? Die Bolsonaro Rechte ist alles andere als eine einheitliche Masse. Das war schon immer so. Es gibt einige Gruppen. Innerhalb der Basis gibt es eine Gruppe, die ich ruhig als rechtsextremistisch bezeichnen würde und die sehr stark von zwei russlandfeindlichen Organisationen inspiriert wurde, die in der Ukraine zur Zeit des Maidan (Proteste von November 2013 bis Februar 2014 zugunsten einer stärkeren Integration mit Europa) entstanden sind: das Asow-Bataillon und der Prawy Sektor.
Diese Organisationen verübten verschiedene Arten von Gewalt gegen die politische Klasse und predigten eine Idee des zivilen Ungehorsams. Nicht wie bei Gandhi, der friedlich war, sondern ein gewaltsamer ziviler Ungehorsam. Bilder, die zeigen, wie diese Gruppen Mitglieder der ukrainischen politischen Klasse entführen und in die Mülltonne werfen, gingen zum Beispiel im Internet um.
Dies brachte die Augen bestimmter Teile der brasilianischen extremen Rechten zum Leuchten. Zum Beispiel Sara Winter, die behauptet, in der Ukraine ausgebildet worden zu sein, obwohl ich dafür nie einen Beweis gefunden habe. Aber ob sie nun ausgebildet wurde oder nicht, die Bewegung, die sie hier schafft, die 300, ist sehr stark vom Asow-Bataillon inspiriert.
In den Jahren 2015, 2016 und 2018 kursierte häufig der Ausdruck “Ukrainise Brazil”, um das zu reproduzieren, was die extreme Rechte dort getan hatte, nämlich diese Art von Revolte, diese Anarchie, um ein Umfeld zu schaffen, das der Gewalt förderlich ist, um die alten politischen Klassen anzugreifen. Es handelt sich um die Verteidigung des bewaffneten Widerstands im Namen einer nationalen Identität, eines gewissen superexklusiven Nationalismus, der die Minderheiten ausschließt.
Und diejenigen, die pro-russisch sind? Sie kommen über Steve Bannon, der eine Bewegung organisiert, die darauf abzielt, Führer zu artikulieren, die gegen die liberale Moderne sind. Er trifft sich mit Eduardo Bolsonaro und macht ihn zum Vertreter dieser Bewegung in Südamerika. Aber Sie haben auch Marine Le Pen [Frankreich], Matteo Salvini [Italien] und Putin.
Putin war für Bannon schon immer eine der Figuren, die diese antimoderne Vision gegen eine liberale Ordnung am besten verkörpern würden. Bannon hat das schon früher gesagt, und jetzt in der Krise hat er Putin erneut mit diesen Worten verteidigt.
Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, der hervorzuheben ist. Diese Verherrlichung einer starken, männlichen Führung, um nicht zu sagen Testosteron, gefällt in gewisser Weise den Wählern, die den Patriarchalismus in Brasilien und Russland mögen. Es ist üblich, dass Bolsonaro Putin lobt, und Putin hat bereits Bolsonaros Männlichkeit gelobt.
Hinzu kommen religiöse Moralvorstellungen, eine konservative Agenda und ständige Angriffe auf die Rechte von LGBT+ Minderheiten und feministischen Bewegungen. Aus der Sicht einer Rechten, die einen religiösen und christlichen Nationalismus verteidigt, gibt es also eine Vereinbarkeit.
Wochenblatt / Folha



