Belo Horizonte: Dürre, Frost, Transportengpässe und coronavirusbedingter Arbeitskräftemangel – das sind die vier größten Probleme, mit dem der brasilianische Markt zu kämpfen hat und der Grund, weswegen die Ernte der Bohnen so gering ausfiel und sich so auf den Preis umlegt.
Der weltgrößte Produzent Brasilien konnte in den vergangenen Monaten viel weniger Kaffee exportieren. Der Kaffeepreis stieg deshalb permanent auf ein zehnjähriges Rekordhoch, was nun auch bei den Konsument*innen ankommt. Die nächste Ernte verspricht zwar besser zu werden, doch der Markt und die Preise bleiben wohl vorerst turbulent.
Brasilien litt zu Beginn des Vorjahrs unter einer historischen Dürre. Im Juli dann folgte Frost auf wichtigen Plantagen in Minas Gerais – einem südöstlichen Bundesstaat im Landesinneren, aus dem 70 Prozent der Arabica-Bohnen des Landes kommen. Auch Arbeitskräftemangel aufgrund des Coronavirus sorgte für Engpässe. Und politische Unruhen im drittgrößten Produktionsland Kolumbien trugen ihren Teil zur Verknappung des Kaffees bei.
Weil die Coronavirus-Pandemie die internationalen Lieferketten durcheinander gewirbelt hat, fehlten in einigen Teilen der Welt Container, während sie sich in anderen Regionen stapeln. Aber selbst wenn man einen der begehrten Container ergattert, gibt es immer noch das Problem, ihn auch auf ein Schiff zu bekommen. Von einer „logistischen Katastrophe“ sprachen die Kaffeehändler.
Seit Dezember liegt der Welthandelspreis für Arabica-Bohnen bei rund 2,5 US-Dollar pro Pfund. Ähnliche Höhenflüge hatte es zuletzt 2011 gegeben – dann war der Preis verfallen und jahrelang bei rund 1,25 US-Dollar, also rund der Hälfte, gelegen.
Im Sog der Arabica-Preissteigerung wurden auch Robusta-Bohnen merklich teurer. Arabica gilt als die edlere und damit teurere Kaffeebohne. Robusta wird vor allem in Asien angebaut. Die Pflanze gilt als weniger anspruchsvoll, verträgt höhere Temperaturen und bringt auch mehr Ernteertrag, der Geschmack ist allerdings deutlich herber. Das ist für einige Röstmischungen durchaus erwünscht, im Allgemeinen gilt die Bohne aber oft als billigerer Ersatz für Arabica.
In den USA stiegen die Kaffeepreise für Verbraucher schon Ende des vergangenen Jahres. Nun kommen die Preise auch in Europa an: Der führende deutsche Kaffeeröster Tchibo reagiert auf die unablässig steigenden Einkaufspreise und stimmte letzten Montag seine Kundschaft zum zweiten Mal binnen neun Monaten auf Preiserhöhungen ein.
Internationale Analysten rechnen damit, dass damit wieder eine Preissenkung in den nächsten Monaten einhergehen wird, zumindest für Arabica.
Wochenblatt / ORF



